Station4All
Integration von ÖV-Stationen in die Abläufe des täglichen Lebens zur Stärkung der gleichberechtigten Mobilität
Programm / Ausschreibung | Talente, FEMtech Forschungsprojekte, FEMtech Forschungsprojekte 2020 | Status | abgeschlossen |
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Projektstart | 01.07.2021 | Projektende | 30.06.2023 |
Zeitraum | 2021 - 2023 | Projektlaufzeit | 24 Monate |
Keywords | Bahnhöfe, Haltestellen, Nutzbarkeit, Fahrgastbedürfnisse, gleichberechtigte Mobilität, Stärkung strukturschwacher Regionen |
Projektbeschreibung
Aus umwelt- und sozialpolitischen Gründen sind eine Angebots- und Qualitätssteigerung des öffentlichen Verkehrs (ÖV) v.a. in peripheren ländlichen Regionen erforderlich, die eine vermehrte Inanspruchnahme des umweltschonenden ÖVs erwarten lassen und eine wesentliche Basis zur Schaffung einer gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sind.
Eine aktuelle Befragung des VCÖ hinsichtlich des Ausbaus für den ÖV nach Covid-19 zeigt, dass 97% der Befragten den Ausbau der Infrastruktur des Öffentlichen Verkehr für wichtig oder sehr wichtig erachten. Die Verdichtung des Öffentlichen Verkehrs auch für kleine Gemeinden und Regionen wird von 95% als wichtig gesehen.
V.a. in strukturschwachen peripheren ländlichen Regionen manifestiert sich ein soziales Ungleichgewicht. Von der Grundversorgung bis zu Karrieremöglichkeiten durch ent-sprechende Ausbildung und Berufswahl hängt sehr viel von lokalen Strukturen und insbesondere einer entsprechend möglichen Mobilität ab, welche in peripheren ländlichen Regionen stark auf die Automobilität fokussiert. Durch mangelnde Angebote besteht eine Benachteiligung von Bevölkerungsgruppen, denen aus verschiedenen Gründen der Zugang zur Automobilität nicht oder nicht ausreichend gegeben ist, bzw. denen das Zeitbudget aufgrund vorherrschender sozialer Grundannahmen (z.B. höherer Care-Arbeitsaufwand für Frauen) einen deutlichen Mehraufwand schafft.
Ein attraktiver ÖV kann für die Herstellung einer Gleichberechtigung im Bereich der Mobilität sorgen, wobei alle Etappen der Wegekette attraktiv sein müssen. Wichtig sind Bahnhöfe und Haltestellen (ÖV-Stationen) in peripheren ländlichen Räumen, welche eine Schnittstelle zwischen Regionen und dem ÖV darstellen, aber oft nur den normativen Mindestanforderungen entsprechen. Gleichzeitig führen als unattraktiv empfundene ÖV-Angebote kombiniert mit unterentwickelten Strukturen für das tägliche Leben (Nahversorgung, Ausbildung etc.) zu einer erhöhten Nutzung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) und vor allem bei jungen Erwachsenen zwischen zu einer zunehmenden Landflucht, der es entgegen zu wirken gilt .
Ziel des Projektes Station4All ist es tiefgehend zu erforschen, in welchem Ausmaß die oft sehr unterschiedlichen Bedürfnisse verschiedenster Personengruppen berücksichtigt oder vernachlässigt werden, um daraus klare Handlungsanweisungen zur Verbesserung der regionalen und der ÖV-Servicequalität zu erarbeiten. Der Fokus liegt dabei auf regionalen ÖV-Stationen, welche im Vergleich zu ÖV-Stationen in Agglomerationsräumen oft nur rudimentär ausgestattet sind. Umgekehrt stellen diese ÖV-Stationen für die lokale Bevölkerung eine wesentliche Schnittstelle zum ÖV und darüber hinaus zu vielfältigen Aktivitäten und Angeboten dar. Um die verschiedenen Personengruppen vermehrt zur Nutzung des ÖV zu bewegen oder generell eine gleichberechtigte Mobilität zu bieten und gleichzeitig die strukturschwachen Regionen zu stärken, ist es erforderlich, ÖV-Stationen in peripheren ländlichen Regionen ins tägliche Leben zu integrieren.
In peripheren ländlichen Regionen ist zu beobachten, dass häufig Tankstellen(shops) die letzten verbliebenen sozialen Zentren darstellen. Mit den umwelt- und verkehrspolitischen Zielen, allen voran den ÖV zu stärken, muss es gelingen, genau diese Funktion vermehrt auf ÖV-Stationen zu übertragen. Den gegenwärtig ungleichen Zugang zu Angeboten der regionalen Daseinsvorsorge, hier insbesondere zu technischen, sozialen und kulturellen Infrastrukturen, nimmt eine besondere Rolle zur Entwicklung von Maßnahmen ein, welche einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung von gleichwertigen Lebensverhältnissen ermöglichen. Aufgabe dieses Projektes ist es, die Anforderungen aus den Blickwinkeln der verschiedenen Personengruppen, vor Allem aber jener der sozial benachteiligten, tiefgehend zu betrachten und darauf aufbauend effektive Maßnahmen, zu erarbeiten, welche zu einer Nutzungssteigerung des ÖVs und von regionalen ÖV-Stationen führen und gleichwertige Lebensverhältnisse, wie z.B. der Nahversorgung oder einer Verteilung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, ermöglichen.
Ergebnis von Station4All ist ein gewichteter konkreter Maßnahmenkatalog zur best-möglichen Integration von ÖV-Stationen in Abläufe des täglichen Lebens, der sowohl die Bedürfnisse der Pendlerinnen und Pendler basierend auf gender- und diversityspezifischen Anforderungen als auch die Umsetzbarkeit aus wirtschaftlichen und technischen Gesichtspunkten beinhaltet. Der klare Mehrwert ist dabei die Erarbeitung von Maßnahmen, die alle relevanten Bevölkerungsgruppen gleichermaßen einbinden, eine hohe Akzeptanz erwarten lassen und die gleichberechtigte, nachhaltige und vernetzte Mobilität sowie die strukturschwachen Regionen stärken. Die Maßnahmen werden gemeinsam mit und am Beispiel der Pilotgemeinde Neumarkt am Wallersee in Salzburg erarbeitet und bieten das solide Fundament für weiterführende effektive und effiziente Entwicklungen. Dieser Maßnahmenkatalog wird allen Stationsbetreibenden und öffentlichen Körperschaften zur Verfügung stehen, soll aber insbesondere den Projektbeteiligten ÖBB und SPAR für künftige Umgestaltungen als wesentliche Grundlage dienen und bietet der Gemeinde Neumarkt die Möglichkeit, eine Vorreiterrolle einzunehmen. Ebenso sollen über die ÖBB-Holding die Ergebnisse in Normungsausschüsse getragen werden.
Abstract
For environmental and socio-political reasons, an increase in the supply and quality of public transport is necessary, especially in peripheral rural regions, which are expected to increase the use of environmentally friendly public transport and are an essential basis for creating equal participation in social life.
A recent survey by the VCÖ regarding the expansion of public transport according to Covid-19 shows that 97% of the respondents consider the expansion of the public transport infrastructure to be important or very important. The densification of public transport also for small communities and regions is seen as important by 95%.
A social imbalance manifests itself especially in structurally weak peripheral rural regions. From basic services to career opportunities through appropriate education and choice of profession, a lot depends on local structures and in particular on a correspondingly possible mobility, which in peripheral rural regions is strongly focussed on automobility. Due to a lack of offers, there is a disadvantage of population groups who, for various reasons, do not or not sufficiently have access to automobility, or for whom the time budget creates a significant additional burden due to prevailing basic social assumptions (e.g. higher care workload for women).
Attractive public transport can ensure equality in mobility, whereby all stages of the travel chain must be attractive. Important are railway stations and stops (public transport stations) in peripheral rural areas, which represent an interface between regions and public transport, but often only meet the normative minimum requirements. At the same time, public transport services that are perceived as unattractive combined with underdeveloped structures for daily life (local supply, education, etc.) are leading to an increased use of motorised private transport (MIV) and, especially among young adults, to an increasing rural exodus, which must be counteracted.
The aim of the Station4All project is to conduct in-depth research into the extent to which the often very different needs of various groups of people are taken into account or neglected, in order to develop clear instructions for action to improve regional and public transport service quality. The focus is on regional public transport stations, which are often only rudimentarily equipped compared to public transport stations in agglomeration areas. Conversely, these public transport stations represent an important interface for the local population to public transport and, beyond that, to diverse activities and offers. In order to encourage the different groups of people to use public transport more or to offer equal mobility in general and at the same time to strengthen the structurally weak regions, it is necessary to integrate public transport stations in peripheral rural regions into daily life.
In peripheral rural regions, it can be observed that petrol stations (shops) often represent the last remaining social centres. With the environmental and transport policy goals of strengthening public transport, it must be possible to transfer precisely this function increasingly to public transport stations. The currently unequal access to offers of regional services of general interest, here in particular to technical, social and cultural infrastructures, takes on a special role in the development of measures that enable a significant contribution to the creation of equal living conditions. The task of this project is to take an in-depth look at the requirements from the perspective of the various groups of people, especially those who are socially disadvantaged, and to develop effective measures based on this, which will lead to an increase in the use of public transport and regional public transport stations and enable equivalent living conditions, such as local supply or a distribution of jobs and training places.
The result of Station4All is a weighted concrete catalogue of measures for the best possible integration of public transport stations into daily life, which includes both the needs of commuters based on gender- and diversity-specific requirements as well as the feasibility from an economic and technical point of view. The clear added value is the development of measures that involve all relevant population groups equally, are expected to be highly accepted and strengthen equal, sustainable and networked mobility as well as structurally weak regions. The measures are developed together with and based on the example of the pilot municipality Neumarkt am Wallersee in Salzburg and provide the solid foundation for further effective and efficient developments. This catalogue of measures will be available to all station operators and public bodies, but is intended in particular to serve the project participants ÖBB and SPAR as an essential basis for future redesigns and offers the municipality of Neumarkt the opportunity to take on a pioneering role. Likewise, the results are to be carried into standardisation committees via the ÖBB holding company.