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ActNow

Allianz Aktive Mobilität

Programm / Ausschreibung Mobilität der Zukunft, Mobilität der Zukunft, MdZ - 15. Ausschreibung (2020) FT, PM, AM Status abgeschlossen
Projektstart 01.03.2021 Projektende 30.11.2023
Zeitraum 2021 - 2023 Projektlaufzeit 33 Monate
Keywords Aktive Mobilität, betriebliches Gesundheitsmanagement, betriebliches Mobilitätsmanagement, Arbeitswege, Kinderbegleitwege, Mobilitätskompetenz bei Kindern und Jugendlichen, Gesundheit, Gesundheitsnutzen, intersektorale Ansätze, evidenzbasierte Planun

Projektbeschreibung

Bislang erwiesen sich die meisten Versuche, das Mobilitätssystem nachhaltiger zu gestalten, als Serie von Einzelmaßnahmen, die lediglich zu inkrementellen Änderungen führten. Dadurch bleiben die Wirkungen insgesamt zu gering, potenzielle Synergien zwischen verschiedenen Domänen (z.B. Mobilitäts-, Umwelt- und Gesundheitssektor) ungenutzt und Interventionen relativ ineffizient. Aus Vorprojekten zu ActNow liegen innovative Ergebnisse aus den Bereichen der Pendelmobilität, des (betrieblichen) Mobilitätsmanagements und der Gesundheitsförderung, der Förderung aktiver Mobilität bei Kindern bzw. Kinderbegleitwegen, sowie protypische Werkzeuge und Modelle für evidenzbasierte Planung und Politik vor. ActNow greift den großen Bedarf einer synergetischen Zusammenführung dieser Ansätze und die Überführung in marktnahe Produkte und Services auf, um damit eine nachhaltige und gesundheitsfördernde Mobilitätsverhaltensänderung zu erreichen.

Das Projekt ActNow adressiert Arbeitswege samt den damit häufig verbundenen Kinderbegleitwegen und den daraus entstehenden Einfluss auf die gesamte Personenmobilität unter Nutzung evidenzbasierter Planungstools. ActNow verfolgt somit einen innovativen, systemischen Ansatz zur Förderung des Umstiegs auf emissionsarme, energiesparende und bewegungsaktive Mobilitätsformen auf Arbeitswegen und berücksichtigt darüber hinaus das Potenzial von Fahrgemeinschaften, wo ein Umstieg auf aktive Mobilität bzw. den Umweltverbund nicht möglich bzw. nicht zumutbar ist.

Ziel von ActNow ist es, Potenziale aktiver und nachhaltiger Mobilität für das Individuum, für Unternehmen und Gemeinden darzustellen und die Grundlage für evidenzgestützte Beiträge zur Erreichung nationaler Umwelt-, Klimaschutz- und Gesundheitsziele zu leisten. Mit ActNow entstehen somit sowohl betriebs- als auch volkswirtschaftlich positive Wirkungen, die bereits in den Vorprojekten von ActNow quantifiziert wurden.

Dazu wird national und international erstmalig ein digitales Werkzeug entwickelt, das (1) auf Unternehmensebene das Potenzial für aktive Mobilität der ArbeitnehmerInnen auf Arbeitswegen aufzeigt, (2) den ArbeitnehmerInnen Alternativen und Optimierungsmöglichkeiten für ihre Alltagswege kommuniziert und sie (3) für die Wirkung des eigenen Mobilitätsverhaltens auf die Umwelt und (4) auf die eigene Gesundheit bzw. ggf. die Gesundheit der eigenen Kinder sensibilisiert.

Kernstück des Projekts ist ein webbasiertes Tool für das betriebliche Mobilitäts- und Gesundheitsmanagement, das im Rahmen umfangreicher Testräume in mehreren Unternehmen bzw. Gemeinden zum Einsatz kommt und in der Projektlaufzeit hinsichtlich tatsächlicher Wirkungspotenziale evaluiert wird. Im Projekt ActNow werden somit in innovativer Weise erstmalig Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), Betriebliches Mobilitätsmanagement (BMM) und evidenzbasierte Planung gesamtheitlich betrachtet und Synergien genutzt, um Entwicklungen in Richtung nachhaltiger Mobilität voran zu bringen. Neben MitarbeiterInnen und Unternehmen wird auch die öffentliche Hand in einem strukturierten Prozess eingebunden, damit infrastrukturelle, regulatorische und fördertechnische Voraussetzungen für aktive Arbeitswege bestmöglich bereitgestellt werden können.

Die Partner von ActNow garantieren eine breite Ausrollung von ActNow, bereits in der Projektlaufzeit, aber vor allem auch zum Marktstart nach Ende des Projekts. Hier ist neben der IBG, einem der größten Unternehmen im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements in Österreich mit über 85.000 betreuten ArbeitnehmerInnen und dem Klimabündnis Österreich (u.a. mit mehr als 1.600 Klimabündnisbetrieben im Hintergrund) auch die AUVA (mit mehr als 3,1 Millionen ArbeitnehmerInnen in laufenden Beratungen) zu nennen. Darüber hinaus werden die Erkenntnisse aus ActNow über das interdisziplinär besetzte projektspezifische Policy Board aus Ministerien, Interessenvertretungen etc. in nationale und regionale Politikmaßnahmen und Strategien einfließen, um so systemische Relevanz bzw. einen größeren Hebel zu erreichen.

Abstract

So far, evidence indicates that most attempts to make the mobility system more sustainable have been a series of individual measures that have only led to incremental changes. As a result, the overall impact remains too small, potential synergies between different domains (e.g. mobility, environment and health sectors) remain unused and interventions are relatively inefficient. Pre-projects for ActNow have produced innovative results in the areas of commuter mobility, (corporate) mobility management and health promotion, the promotion of active mobility for children and accompanying children, and prototypical tools and models for evidence-based planning and policy. ActNow addresses the great need for a synergetic combination of these approaches and the transfer into market-oriented products and services in order to achieve a sustainable and health-promoting change in mobility behaviour.

The ActNow project addresses commuting to and from work, including the often associated child escort trips and the resulting impact on overall personal mobility using evidence-based planning tools. ActNow thus pursues an innovative, systemic approach to promote the switch to low-emission, energy-saving and active forms of mobility on the way to work and also takes into account the potential of carpools, where a switch to active mobility or other sustainable modes is not possible or reasonable.

ActNow's goal is to make the potential of active and sustainable mobility tangible for individuals, companies and communities and thus contributes substantially to achieving national environmental, climate protection and health goals. ActNow therefore has positive effects both from a business and economic perspective, as already quantified in ActNow's preliminary projects.

To this end, a digital tool is being developed for the first time nationally and internationally which (1) shows the potential for active mobility of employees on their way to and from work at company level, (2) shows employees alternatives and optimisation possibilities for their everyday journeys and (3) sensitises them to the effect of their own mobility behaviour on the environment and (4) on their own health or, where appropriate, the health of their own children.

The core of the project is a web-based tool for corporate mobility and health management, which will be used within the framework of extensive test rooms in several companies or communities and will be evaluated during the project period with regard to actual impact potentials. The ActNow project is the first to take an innovative and holistic approach to corporate health management (BGM), corporate mobility management (BMM) and evidence-based planning, and to use synergies to advance developments towards sustainable mobility. In addition to employees and companies, the public sector is also involved in a structured process so that infrastructural, regulatory and funding requirements for active commuting can be provided in the best possible way.

ActNow's implementation partners guarantee a broad roll-out of ActNow, already during the project duration, but especially for the market launch after the end of the project. In addition to IBG, one of the largest companies in the field of corporate health management in Austria with more than 85,000 supervised employees and Climate Alliance Austria (with more than 1,600 Climate Alliance companies in the background), AUVA (with more than 3.1 million employees in ongoing consultations) should also be mentioned here. In addition, the findings from ActNow will be incorporated into national and regional policy measures and strategies via the interdisciplinary project-specific Policy Board consisting of ministries, interest groups, etc., in order to achieve systemic relevance or greater leverage.

Endberichtkurzfassung

Im Projekt ActNow wurden in innovativer Weise erstmalig Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), Betriebliches Mobilitätsmanagement (BMM) und evidenzbasierte Planung integrativ betrachtet und operativ umgesetzt, um Entwicklungen in Richtung nachhaltiger Mobilität voran zu bringen. ActNow zielt auf die Mobilität von Arbeitnehmer:innen mit Fokus auf umwelt- und gesundheitsförderliche Arbeitswege ab. Das übergeordnete Ziel ist, einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion des motorisierten Pendelverkehrs mit den daraus resultierenden positiven Effekten für Umwelt, Unternehmen und Organisationen und deren Mitarbeiter:innen zu leisten.

Kernstück des Projekts ActNow (2021 – 2023) war die Konzeption einer Routenoptimierung nach Gesichtspunkten der Reisezeiteffizienz und der Gesundheitswirkung. Um letzteres berücksichtigen zu können, wurde ein einzigartiger Healthy Routing Algorithmus entwickelt, der ein Mindestmaß an körperlicher Aktivität in einer Wegekette berücksichtigt. Für die dahingehend optimierte Route wurde ein Wirkungsmodell angewendet, welches den Energieumsatz, ausgedrückt in metabolischen Äquivalenten pro Zeiteinheit (MET/min), berechnet. Ein Rückgriff auf bestehende Evidenzen aus der wissenschaftlichen Literatur erlaubt die Abschätzung von Gesundheitswirkungen basierend auf Maßzahlen der Erreichung von Bewegungszielen. Der Routing Algorithmus verwendet die Verkehrsauskunft Österreich als Routing Engine und erlaubt somit die Berechnung sämtlicher Relationen in Österreich und zeigt den Mitarbeiter:innen verschiedenen Mobilitätsoptionen und Routen für ihren Arbeitsweg, mit Informationen zu Reisezeit, Umwelt- und Gesundheitswirkungen.

Basierend auf der gesundheitsoptimierte Routenlogik wurde das Arbeitswegetool für Beschäftigte entwickelt. Pendler:innen erfahren, wie viel der empfohlenen Bewegung sie durch den Arbeitsweg abdecken können und sich somit das Risiko für z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen potenziell senken lässt. Wahlweise können sich Mitarbeiter:innen auch für gemeinsame Kinderbegleitwege oder Fahrgemeinschaften vernetzen. Von gesunden Mitarbeiter:innen profitieren auch die Unternehmen und Organisationen selbst – indem sie ihren Mitarbeiter:innen helfen, nachhaltige und gesundheitsfördernde Routen zu wählen, sparen sie z.B. Kosten für Krankenstandstage ein. Außerdem wird die Zahl benötigter Parkplätze kleiner und die Umweltbilanz des Unternehmens verbessert sich. Das Arbeitswegetool zeigt Unternehmen die Potenziale für die Pendelmobilität ihrer Mitarbeiter:innen: Welcher Anteil der Beschäftigten kann beispielsweise mit dem Rad fahren und welche unternehmensweiten Gesundheits- und Umweltpotenziale entstehen dadurch. So hilft ActNow, passende Maßnahmen zur Förderung aktiver und nachhaltiger Mobilität zu identifizieren.

ActNow beinhaltet darüber hinaus ein sogenanntes Standortumfeldtool, das Mobilitätspotenziale und bestehende Infrastruktur im Umfeld eines Unternehmens oder einer Organisation bzw. in einer Gemeinde im Sinne eines betrieblichen Mobilitäts- und Gesundheitsmanagements erstmalig in einem Planungswerkzeug miteinander verknüpft. Es unterstützt die Verkehrs- und Infrastrukturplanung, aber auch Mobilitätsberatung, indem es Mobilitätsoptionen aufzeigt, auf Barrieren für aktive und nachhaltige Mobilität aufmerksam macht und die Ableitung von Umsetzungsschritten vorantreibt. Das übertragbare Standortumfeldtool wurde prototypisch für das Bundesland Salzburg und die angrenzenden oberösterreichischen Bezirke entwickelt und umgesetzt und ist über www.actnow.jetzt frei verfügbar.

Beide Tools (Arbeitswegetool und Standortumfeldtool) wurden, gekoppelt mit einem umfassenden Beratungsprozess, im Rahmen der Feldarbeit in ActNow einerseits in Mittel- und Großbetrieben bzw. Organisationen und andererseits in KMU in ländlichen Räumen getestet. Bei den Mittel- und Großbetrieben bzw. den Organisationen stand u.A. auch die Zusammenführung von BGM und BMM im Unternehmen im Fokus. Obwohl die Feldarbeit im Rahmen von ActNow von der Pandemie und damit einhergehenden Herausforderungen (verstärkte Nutzung von Homeoffice, generelles Krisenmanagement in den Unternehmen etc.) betroffen war, konnten für einen Marktstart wichtige Ergebnisse erarbeitet werden. Diese in einem Handbuch zusammenfassend dargestellten Anleitungen und Empfehlungen zeigen Möglichkeiten und Vorgehensweisen auf, wie der Einsatz der ActNow-Tools mit dem begleitenden, auf die Unternehmensziele abgestimmten, Beratungsprozess, aussehen kann.

In der Arbeit mit den Klein- und Mittelbetrieben im ländlichen Raum – die Feldarbeit erfolgte in den Gemeinden Pinsdorf und Ohlsdorf in OÖ – hat sich gezeigt, dass diese vergleichsweise schwer zur Anwendung von ActNow zu bewegen waren, obwohl die beiden Gemeinden ActNow sehr breit unterstützt haben und der Aufwand in der Motivation der Unternehmen hoch war. Gründe dafür waren neben fehlendem Handlungs- bzw. Leidensdruck im Bereich Mobilität in vielen ländlichen Räumen und einem teilweise dem PKW gegenüber nicht konkurrenzfähigen ÖV die nach wie vor sehr autoaffinen, infrastrukturellen Rahmenbedingungen.

Laufend bzw. vor allem zu Projektende wurde ActNow mithilfe einer Befragung der Mitarbeiter:innen in den teilnehmenden Unternehmen und Organisationen evaluiert. Die Ergebnisse zeigen, dass ActNow insgesamt sehr positiv wahrgenommen und bewertet wird. Eine durch ActNow bedingte Verhaltensänderung lässt sich nach strengen statistischen Kriterien nicht nachweisen – Anzeichen für eine tendenziell positive Entwicklung in Richtung mehr aktiver Mobilität sind jedoch klar erkennbar. Das Potenzial von ActNow kann als durchaus hoch eingeschätzt werden. Die bestgeeigneten Gebiete für den Einsatz von ActNow in Österreich wurden zu Projektende datenbasiert identifiziert – sie umfassen 14,5 % der österreichischen Gemeinden mit 69% der Beschäftigten.

Die Arbeit im Rahmen des sehr breit mit Expert:innen aus dem Gesundheits- und Mobilitätsbereich besetzten Policy Boards von ActNow hat gezeigt, dass sowohl die Idee als auch die Umsetzung im Projekt auf große Zustimmung trifft – dies deckt sich auch mit den Ergebnissen der Feldarbeit. Der Umstand, dass es in den ländlichen Gemeinden nicht gelungen ist, Mitarbeiter:innen zu motivieren, vom PKW auf Aktive Mobilität (auch in Kombination mit dem ÖV) umzusteigen, wird auch seitens der Mitglieder des Policy Boards dem derzeitigen Rahmen im Mobilitätsbereich inkl. des teilweise nicht ausreichend vorhandenen ÖV-Angebots zugeschrieben. Das Policy Board empfiehlt sehr klar, ActNow in den Markt zu bringen, um so der sehr guten Grundidee von ActNow eine Chance zu geben. Die nötigen Weiterentwicklungen des Arbeitswege- und Standortumfeldtools nach Projektende wurden festgelegt, um 2024 mit einem Realbetrieb starten zu können. Da die Zahlungsbereitschaft von Unternehmen bzw. Organisationen für den Einsatz derzeit kaum gegeben ist, soll der Realbetrieb mit möglichst niedrigen Tarifen starten.
Abschließend ist festzuhalten, dass neben Angeboten wie ActNow ergänzende Pull- bzw. Pushmaßnahmen seitens der öffentlichen Hand zur Förderung aktiver Mobilität gesetzt werden müssen, um Aktive Mobilität im Rahmen des Pendelns zu unterstützen und damit den Beitrag zu Umwelt- und Gesundheitszielen zu erhöhen.