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ECHO

Extremismus und Konflikte: Mobilisierungspotenzial und Online-Meinungsbildung in Österreich

Programm / Ausschreibung KIRAS, F&E-Dienstleistungen, KIRAS F&E-Dienstleistungen (FED) 2024 Status laufend
Projektstart 01.12.2025 Projektende 31.07.2027
Zeitraum 2025 - 2027 Projektlaufzeit 20 Monate
Keywords Extremismusprävention, Meinungsbildung, Soziale Medien, Radikalisierungsindikatoren, Mediennutzung

Projektbeschreibung

Seit den gewaltvollen Auseinandersetzungen rivalisierender Gruppen in Wien im Sommer 2024 wird intensiv darüber diskutiert, wie die Nutzung sozialer Medien im Zusammenhang mit internationalen Konflikten zur gewaltsamen Eskalation in Österreich beiträgt. Soziale Medien ermöglichen nicht nur eine schnelle Verbreitung von Informationen – darunter auch Falschmeldungen und stark emotionalisierende Inhalte –, sondern können auch die grenzüberschreitende Vernetzung radikal eingestellter Gleichgesinnter und gezielte Radikalisierungsprozesse fördern. Das Erkennen und die bewusste Distanzierung von abwertenden Ideologien und extremistischen Narrativen bilden somit wesentliche Elemente zur Stärkung der demokratischen Widerstandsfähigkeit der österreichischen Gesellschaft.

Während jedoch die Förderung der Medienkompetenz meist auf Kinder und Jugendliche abzielt, werden Erwachsene, die nicht als "Digital Natives" gelten (Generation 40+), oft vernachlässigt. Dabei haben sie als Erziehungsberechtigte, Bezugspersonen oder Lehrkräfte erheblichen Einfluss auf junge Menschen und prägen deren Einstellungen maßgeblich. Forschungs- und Aufklärungsarbeiten für diese Zielgruppe schließen daher eine wichtige Lücke. Im Rahmen einer experimentellen Untersuchung verschiedener De-Polarisierungsstrategien kann gezielt auf diesen Bedarf eingegangen werden.

Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt ECHO (Extremismus und Konflikte: Mobilisierungspotenzial und Online-Meinungsbildung in Österreich) setzt sich mit den genannten Herausforderungen auseinander. Hierfür werden verschiedene empirische und analytische Methoden exploriert und ein Anforderungskatalog erstellt. ECHO basiert auf einer multithematischen quantitativen Umfrage zur Nutzung sozialer Medien und internationalen Konflikten in Österreich. Es geht über den vorhandenen deskriptiven Forschungsstand hinaus und untersucht den Zusammenhang zwischen sozialer Mediennutzung und der Informationsverarbeitung außerösterreichischer und internationaler Konflikte. Diese Kontextualisierung unter Betrachtung identifizierter Radikalisierungsindikatoren, die Reflektion verschiedener Mediennutzungsverhalten sowie Prozesse der Informationsverarbeitung werden dabei im Rahmen einer qualitativen Forschung durch Expert:inneninterviews unterstützt. Eine anknüpfende retrospektive Fallstudienanalyse, die durch eine multimethodische Untersuchung eines gewaltvollen Konflikts im öffentlichen Raum in Österreich umgesetzt wird, nutzt validierte Analysemethoden bedarfsorientiert zur Untersuchung von Verbreitungsgeografien und -geschwindigkeiten extremistischer Inhalte. Hierbei wird Machine-Learning-gestützte Inhaltskategorisierung eingesetzt, die relevante Kategorien wie Hassrede, polarisierende Inhalte und extremistische Narrative identifiziert.

Darauf aufbauend werden maßgeschneiderte Lösungen entwickelt, die spezifische Materialien und Methoden zur De-Polarisierung sowie zur Förderung der Medienkompetenz umfassen. Die angestrebten Ergebnisse beinhalten einen fundierten Erkenntnisgewinn zur Nutzung sozialer Medien über verschiedene Alters- und Bevölkerungsgruppen hinweg, die Identifizierung von Radikalisierungsindikatoren und die Umsetzung dieser Erkenntnisse in praxisnahe Präventionsmaßnahmen. Auf Grundlage der durchgeführten Forschung werden zudem Materialien zur Förderung von Medienkompetenz und Resilienz erstellt, die als Basis für Handlungsempfehlungen und Reflexionsangebote dienen sollen.

Abstract

Since the violent contentions between rival groups in Vienna in the summer of 2024, there has been an intense debate about how the use of social media in connection with international conflicts contributes to violent escalation in Austria. Social media not only enables the rapid dissemination of information - including false reports and highly emotive content - but can also promote cross-border networking of like-minded radicals and targeted radicalisation processes. Recognising and consciously distancing oneself from derogatory ideologies and extremist narratives are therefore essential elements in strengthening the democratic resilience of Austrian society.

However, while the promotion of media literacy is mostly aimed at children and adolescents, adults who are not considered ‘digital natives’ (generation 40+) are often neglected. As parents, caregivers or educators, they have a significant influence on young people and shape their attitudes considerably. Research and educational efforts for this target group therefore fill an important gap. An experimental investigation of various de-polarisation strategies can specifically address this need.

The research and development project ECHO (Extremism and Conflicts: Mobilisation Potential and Online Opinion Formation in Austria) addresses these challenges. To this end, various empirical and analytical methods are being explored and a catalogue of requirements drawn up. ECHO is based on a multi-thematic quantitative survey on the use of social media and international conflicts in Austria. It goes beyond the existing descriptive state of research and analyses the connection between social media use and information processing of international conflicts. This contextualisation under the consideration of identified radicalisation indicators, the reflection of various media usage behaviours as well as processes of information processing are supported by expert interviews within the framework of qualitative research. A subsequent retrospective case study analysis, which is implemented through a multi-method investigation of a violent conflict in public space in Austria, uses validated analysis methods in a needs-oriented manner to investigate the geographies and dynamics of dissemination of extremist content. Machine-learning-supported content categorisation is used to identify relevant categories such as hate speech, polarising content and extremist narratives.

Building on this, tailored solutions will be developed that include specific materials and methods for de-polarisation and the promotion of media literacy. The targeted outcomes include gaining well-founded insights into the use of social media across different age and population groups, the identification of radicalisation indicators and the implementation of these findings in practical prevention measures. Additionally, materials to promote media literacy and resilience are developed based on the conducted research, which will serve as the basis for policy recommendations and reflection offers.