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EMCY

EMCY – Enabling migrants to cycle

Programm / Ausschreibung Humanpotenzial, Humanpotenzial, FEMtech Forschungsprojekte 2023 Status laufend
Projektstart 02.09.2024 Projektende 01.09.2026
Zeitraum 2024 - 2026 Projektlaufzeit 25 Monate
Keywords Repräsentanz, Forschung, Migrationshintergrund, Radfahren, Mobilitätsverständnis

Projektbeschreibung

Wie können die Interessen von Menschen mit Migrationshintergrund in der Forschung gerechter repräsentiert werden? Diese Fragestellung wird anhand des Themas Radfahren im Alltag erforscht: Welchen Hürden begegnen Migrant:innen und ihren Kindern dabei, das Radfahren als selbstverständliches Fortbewegungsmittel zu nutzen? – Darauf sucht das Projekt EMCY Antworten unter der Prämisse eines intersektionalen Genderverständnisses, bei dem Geschlecht ein Aspekt der sozialen Ungleichheit ist, und das auch die wirtschaftlichen Bedingungen, die Bildung, das Alter und die Fähigkeit, mobil zu sein, umfasst.

Motivation: Die CO2 Emissionen aus dem Verkehr machen in Wien rund 43% der gesamten Emissionen aus (Wiener Klimafahrplan, 2022). Eine Reduktion der Treibhausgasemissionen auf netto-null bis 2040 ist nur durch eine Verhaltensänderung aller Menschen in Wien möglich. EMCY konzentriert sich auf Bevölkerungsgruppen, die in der Radverkehrsforschung unterrepräsentiert sind: Menschen, die in Wien leben, aber außerhalb der Europäischen Union von 1995, als Österreich beitrat, geboren wurden.

Studien in anderen Ländern legen nahe, dass sich die alltäglichen Mobilitätspraktiken von Migrant:innen und Nicht-Migrant:innen unterscheiden. In den autozentrierten Vereinigten Staaten fahren Migrant:innen häufiger mit dem Fahrrad als Menschen ohne Migrationshintergrund (Smart, 2010). In den fahrradzentrierten Niederlanden hingegen seltener, als Menschen ohne Migrationshintergrund (Harms, 2007). In Österreich geben 40 % der Migrant:innen und 32 % der Menschen ohne Migrationshintergrund an, dass sie nie ein Fahrrad benutzen (Fassman und Reeger, 2014).

In der wachsenden Radverkehrsforschung in Österreich sind Migrant:innen trotz einiger bemerkenswerter Fallstudien mit Radfahrerinnen in Wien (Segert et al., 2015) unterrepräsentiert. Dies war auch bei der Online-Befragung im Projekt »FreiRad – freiwillige Radfahrprüfung für alle Kinder« der Fall, bei der 86 % der Eltern Deutsch als Erstsprache angaben. Circa die Hälfte der befragten Eltern und Behörden sowie Dreiviertel der Lehrer:innen meinten, dass die Eltern mehr tun sollten, damit ihre Kinder im Alltag radfahren. Vertreterinnen von Elternvereinen widersprachen in den Workshops: Viele Eltern, die nicht in der Befragung repräsentiert sind, brauchen Unterstützung (Kampel et al., 2023).

Inhalt des Projektes ist es, zu erforschen, ob und mit welcher Art der gezielten Befragung von Migrant:innen belastbare Ergebnisse zu deren Haltungen und Bedürfnissen gewonnen werden können. Es sollen Hürden identifiziert werden, die Migrant:innen davon abhalten, im Alltag Fahrrad zu fahren. Die Zielgruppe sind Bewohner:innen Wiens, die von Ländern außerhalb der EU von 1995 zugewandert sind, wobei der Schwerpunkt auf Eltern mit Kindern im Volksschulalter liegt. Diese Vorgangsweise ist analog zum Projekt FreiRad und ermöglicht einen Abgleich der Forschungsergebnisse, um so die dort erarbeiteten Handlungsempfehlungen zu überprüfen – zu bestätigen oder zu erweitern. Für die Erhebung ist eine Kooperation mit in dieser Bevölkerungsgruppe lokal verankerten Institutionen aus dem Integrationsbereich geplant. Auf Grundlage der Erhebung wird ein Praxistest (z. B. maßgeschneiderte Radfahrkurse) entwickelt, um mögliche unterstützende Maßnahmen für Migrant:innen zu erproben.

Dissemination: Die gewonnenen Erkenntnisse sollen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften verbreitet werden.

Abstract

How can the interests of people with a migration background be represented more fairly in research? This question is being researched on the topic of cycling in everyday life: What obstacles do migrants and their children face in using cycling as a means of transport in Vienna? The EMCY project aims to answer this research question under the premise of an intersectional understanding of gender. There, gender is an aspect of social inequality also including economic conditions, education, age, and the capacity to be mobile.

Motivation: In Vienna CO2 emissions from transport account for around 43% of total emissions (Wiener Klimafahrplan, 2022). A reduction of greenhouse gas emissions to zero by 2040 is only possible by changing the behaviour of all people in Vienna. EMCY focuses on groups of the population that have been underrepresented in cycling research: residents of Vienna who were born outside of the European Union of 1995, when Austria joined.

Studies in other countries suggest that everyday mobility practices are different between migrant and non-migrant populations. In the car-centric United States, migrants cycle more often than people who have not migrated (Smart, 2010). In cycling-centric the Netherlands on the other hand, migrants cycle less than people who have not migrated (Harms, 2007). In Austria, 40 % of the migrants and 32 % of people without migration background say they never use a bicycle (Fassman and Reeger, 2014).

Despite a few noteworthy case studies with female cyclists in Vienna (Segert et al., 2015), migrants are underrepresented in the growing volume of cycling research in Austria. This was also the case in the online survey in the »FreiRad – voluntary cycling test for all children« project, in which 86 % of parents stated German as their first language. In the survey, about half of the parents and authorities, and three quarters of teachers said that parents should do more to encourage their children to cycle in everyday life. But representatives of parents' associations disagreed: many parents, who are not represented in the survey, need support (Kampel et al., 2023).

The aim of the project is to investigate whether and by utilising which type of survey method reliable results can be obtained on migrant attitudes and needs. Obstacles shall be identified that prevent migrants from cycling in everyday life. The target group is residents of Vienna who have migrated from outside the EU of 1995, focusing on parents with children of primary school age. This approach is analogous to the FreiRad project and enables a comparison of the research results in order to confirm or expand the recommendations for action developed there. For the survey, it is planned to cooperate with institutions from the migrant integration sector that are locally anchored in this population group. Based on the knowledge gained, a practical test (e.g. tailor made cycling courses) will be developed in order to test possible support measures for migrants.

Dissemination: The findings will be disseminated in scientific journals.