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PSYGE

Interventionen in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen und Partnergewalt

Programm / Ausschreibung KIRAS, F&E-Dienstleistungen, KIRAS F&E-Dienstleistungen 2022 Status laufend
Projektstart 01.01.2024 Projektende 31.12.2025
Zeitraum 2024 - 2025 Projektlaufzeit 24 Monate
Keywords Partnergewalt, Gewaltschutz, Prävention, Psychiatrie, Medizin, Gesundheit, Justiz

Projektbeschreibung

Im Zentrum der geplanten Untersuchung steht die Beziehung zwischen psychischen Erkrankungen und Partnergewalt unter Berücksichtigung von Geschlechtsrollenbildern, konkret von „toxischer“ Männlichkeit. Forschungsarbeiten der Einreicherin zu Gewalt in der Partnerschaft/ Femiziden verweisen bereits seit mehr als zehn Jahren auf das Vorliegen von psychischen Krankheiten bei Tätern als einen möglichen Hochrisikofaktor, dieser Befund wurde bei einer aktuellen Untersuchung der Frauenmorde in Österreich im Zeitraum 2016 bis 2020 bestätigt (Haller 2012, Haller/Eberhardt/Temel 2023). Während in den USA bereits seit rund dreißig Jahren zum Zusammenhang von Partnergewalt und psychischen Erkrankungen, inklusive Suchtkrankheiten, der Täter geforscht wird (Holtzworth-Munroe & Stuart 1994), fehlen im deutschsprachigen Raum umfassende Studien zum Zusammenhang von psychischen Erkrankungen von Männern, Geschlechtsrollenbildern und Partnergewalt.
Dem Gesundheitssystem kommt grundsätzlich eine zentrale Rolle beim Schutz vor Partnergewalt/in der Gewaltprävention zu, weil medizinische Einrichtungen Andockstelle im Fall von Verletzungen aufgrund erlebter Gewalt sind. Allerdings mangelt es innerhalb des Gesundheitssystems an Ressourcen für ein verstärktes Engagement in diesem Bereich, zudem fehlt häufig sowohl ein klarer Gewaltbegriff als auch die notwendige Expertise. Das Forschungsvorhaben zielt darauf, die Rolle des Gesundheitssystems zu stärken, und nimmt dafür drei Ebenen in den Blick: (i) die Vermittlungsfunktion von medizinischen Einrichtungen im Rahmen des Gewaltschutzsystems; (ii) die Gewaltprävention innerhalb des medizinischen Bereichs, etwa im Rahmen der Opferschutzgruppen in Krankenhäusern; sowie (iii) der Justiz zur Verfügung gestellte medizinische Expertise durch die Erstellung von psychiatrischen Gutachten als Sachverständige etwa bei Strafverfahren wegen schwerer Gewalt. Für die beiden erstgenannten Ebenen konnte das BMSGPK als Bedarfsträger gewonnen werden, für die dritte das BMJ.
Ergebnisse des Projekts werden neben einem Überblick über internationale wissenschaftliche Literatur zum Thema ein "Fahrplan" durch das Institutionengefüge der österreichischen Präventionslandschaft, verbunden mit Policy-Empfehlungen zum Schließen von Versorgungslücken sowie zur Implementierung "kurzer Wege" zwischen bestehenden Angeboten der verschiedenen Akteur:innen sein. Die Erhebungen innerhalb des Gesundheitssystems mittels qualitativer Interviews sind Basis für die Aufbereitung von internen Trainingsunterlagen, die expert:innengestützte Analyse von psychiatrischen Gutachten in Strafverfahren findet Niederschlag in Guidelines für Gerichtssachverständige. Neben diesen praxisorientierten gibt es auch akademische Projektergebnisse in Form von wissenschaftlichen Publikationen. Eine abschließende Ergebnispräsentation bringt die in den Forschungsprozess einbezogenen Expert:innen und Praktiker:innen zusammen, um ihnen Gelegenheit zur Vernetzung zu geben.

Abstract

The focus of the planned study is the relationship between mental illness and intimate partner violence, taking into account gender role models, specifically "toxic" masculinity. Research by the project submitter on intimate partner violence/femicide has pointed to the presence of mental illness among perpetrators as a possible high-risk factor for more than ten years, and this finding was confirmed in a recent study of femicide in Austria from 2016 to 2020 (Haller 2012, Haller/Eberhardt/Temel 2023). While research on the connection between partner violence and mental illnesses, including addictions, of perpetrators has been conducted in the USA for about thirty years (Holtzworth-Munroe & Stuart 1994), comprehensive studies on the connection between mental illnesses of men, gender role models and partner violence are lacking in the German-speaking countries.
In principle, the health care system plays a central role in the protection against intimate partner violence/the prevention of violence, because medical facilities are the docking point in the event of injuries due to violence experienced. However, there is a lack of resources within the health care system for increased engagement in this area, and there is often a lack of both a clear definition of violence and the necessary expertise. The research project aims to strengthen the role of the health care system and focuses on three levels: (i) the referral function of medical institutions within the violence protection system; (ii) the prevention of violence within the medical field, for example in the context of victim protection groups in hospitals; and (iii) medical expertise made available to the judiciary through the preparation of psychiatric reports as expert witnesses, for example in criminal proceedings for severe violence. For the first two levels, the BMSGPK could be won over as supporting public agency, and for the third, the BMJ.
The results of the project will be an overview of international scientific literature on the topic, a "roadmap" through the institutional structure of the Austrian prevention landscape, combined with policy recommendations for closing supply gaps and implementing "short cuts" between existing services of the various actors. The surveys within the health care system by means of qualitative interviews are the basis for the preparation of internal training documents, the expert-supported analysis of psychiatric reports in criminal proceedings is reflected in guidelines for medical experts in court proceedings. In addition to these practice-oriented results, there are also academic project results in the form of scientific publications. A final presentation of results brings together the experts and practitioners involved in the research process to give them the opportunity to network.