SAM-AT
Strategie und Umsetzungsvorbereitung für Verkehrsinformation durch integriertes Verkehrsmanagement im Mobilitätssystem
Programm / Ausschreibung | Leuchttürme eMobilität, Zero Emission Mobility, Zero Emission Mobility 2022/01 | Status | laufend |
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Projektstart | 01.09.2023 | Projektende | 28.02.2025 |
Zeitraum | 2023 - 2025 | Projektlaufzeit | 18 Monate |
Keywords | integriertes Verkehrsmanagement; Verkehrsinformation; multimodal; Kooperation |
Projektbeschreibung
Verkehrsteilnehmer:innen erwarten verlässliche Verkehrsinformation und effiziente Mobilitätsangebote mit passenden Alternativen auch im Überlast- und Abweichungsfall. Aufgrund beschränkter Möglichkeiten zum Aus- und Neubau rückt der Bedarf einer integrierten Verkehrsinformation und integriertem Verkehrsmanagement zur effizienten Nutzung vorhandener Kapazitäten zunehmend in den Vordergrund.
Zur Hebung der Potenziale und Erreichung der Ziele des Mobilitätsmasterplanes müssen neben der Definition von übergreifenden Verkehrsinformations- und Verkehrsmanagementmaßnahmen insbesondere wesentliche Umsetzungen in den Bereichen Strategie, Kooperation sowie organisatorische und rechtliche Grundlagen erfolgen.
Die Betreiber der nationalen Verkehrsinfrastruktur, ÖBB Infra und ASFINAG, sowie die Mobilitätsverbünde Österreich MVO und die Betreiber nationaler Verkehrsredaktionen, ORF und ÖAMTC, bekennen sich zu den schon im Rahmen der ITS Austria formulierten Zielen, die Verkehrsinformationen und das Verkehrsmanagement in Österreich durch Integration und Kooperation nachhaltig zu verbessern. Derzeit gibt es regional oder für spezifische Netze zuständige Verkehrsmanagementzentralen, jedoch kein übergreifend agierendes, operativ tätiges, integriertes Verkehrsmanagement.
In der gegenständlichen Studie SAM-AT werden die technischen, rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen für integriertes Verkehrsmanagement und integrierte Verkehrsinformation sowie ein Umsetzungsplan mit Maßnahmenempfehlungen erarbeitet. Dabei werden bestehende regionale und überregionale Institutionen sowie Zuständigkeiten sowie wesentliche Vorarbeiten der letzten Jahre im Bereich Digitalisierung und ITS (z.B. GIP, VAO, EVIS und DOMINO) berücksichtigt. Zentrale Inhalte entstehen dabei auch durch den Austausch und der Konsensbildung mit betroffenen Stakeholdern – insbesondere Betreibern, Behörden und Gebietskörperschaften.
Das gemeinsame Verständnis der Partner:innen ist, dass der Umsetzungsplan von SAM-AT zukünftige integrierte Verkehrsmanagementmaßnahmen ermöglichen und diese eine zuverlässige Grundlage für die von öffentlichen und auch privaten Stellen ausgegebenen Verkehrsinformationen- und –empfehlungen auf allen bespielten Kanälen sein werden. Diese Informationen erhöhen das Vertrauen der Verkehrsteilnehmer:innen in die Empfehlungen und ermöglichen Lenkungseffekte gemäß des Mobilitätsmasterplanes im Sinne von vermeiden-verlagern-verbessern.
Abstract
Traffic participants seek reliable traffic information and efficient mobility opportunities with suitable alternatives offered even in case of disturbances. Restricted opportunities for new constructions to increase capacity lead to a significantly grown need for integrated traffic information and integrated traffic management for efficient use of the available capacities.
In order to leverage this potential and achieve the goals of the mobility master plan, we need to define comprehensive traffic information and traffic management measures as well as strategic, operational and legal prerequisites.
The operators of the national transport infrastructure, ÖBB Infra and ASFINAG, as well as the mobility associations Austria MVO and the operators of national traffic editorial offices, ORF and ÖAMTC, are committed to the goals already formulated within the framework of ITS Austria. Their aim is to substantially improve traffic information and traffic management through integration and cooperation in Austria. At this point, regional traffic management centers or traffic management centers for specific networks are responsible for traffic management. But a comprehensive, operationally active, integrated traffic management is not established.
The study SAM-AT will target technical, legal and organizational requirements for integrated traffic management and traffic information as well as a set-up plan with recommended measures. Existing regional and supra-regional institutions as well as responsibilities and the foundation of the last years work in the area of digitization and ITS (e.g. GIP, VAO, EVIS and DOMINO) are taken into account. Essential input will be derived from the exchange and alignment with the stakeholders concerned, in particular operators, authorities and local authorities.
The common understanding of the partners is that the set-up plan of SAM-AT will enable integrated traffic management measures of the future and that this will be a reliable basis for the traffic information and recommendations issued by public and private agencies on all their respective channels. This information should increase the confidence of traffic participants in the recommendations of the operators and enable steering effects in accordance with the mobility master plan in the sense of avoiding-shifting-improving mobility.
Endberichtkurzfassung
Verkehrsmanagement und Verkehrsinformation sollen in Österreich zukünftig „integrierter“ werden – zwischen den Stakeholdern vereinbart und abgestimmten übergeordneten Ziele folgend.
Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit einer Analyse des Status Quo im Verkehrsmanagement- und Verkehrsinformation s-Bereich in Österreich und zeigt Wege für die Weiterentwicklung auf. Der Betrachtungsraum für Verkehrsmanagement umspannt dabei die Dimension „strategisch-planerisch“, in welcher Stakeholder langfristig Angebote und Kapazitäten schaffen – oftmals baulich oder durch Bestellung von Verkehren – sowie die Dimension „operativ“, bei der die momentane Abwicklung von Verkehrssituationen im Fokus steht. Infrastrukturen und Verkehrsangebote fungieren als Bindeglied: sie sind Ergebnis der strategisch-planerischen Tätigkeiten und Basis für die operative Verkehrsabwicklung.
Die Zielsetzung für integriertes Verkehrsmanagement und integrierte Verkehrsinformation in Österreich orientiert sich dabei nicht an einer zentralen, staatlichen Organisation, welche den Verkehr in seiner Gesamtheit steuert (von Lichtsignalanlagen und Wechseltextsteuerung über Bestellung und Organisation des öffentlichen Verkehrs, Steuerung von Taxiflotten bis zur lastabhängigen City-Maut). Vielmehr werden realistische Ziele und Schritte vorgeschlagen, um das Thema passend zur österreichischen Stakeholder Landschaft und zu bestehenden Strukturen weiterzuentwickeln. Aufzeigen, Wahrnehmen und Nutzen von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten stehen durchaus im Zentrum der Überlegungen, aber es geht nicht um eine Übertragung von Zuständigkeiten auf andere oder neue Stellen.
In Österreich werden seit vielen Jahren erfolgreich Projekte im Bereich der Harmonisierung und Zurverfügungstellung von Verkehrsinformationen umgesetzt und die entstandenen Plattformen nachhaltig und zukunftsorientiert in unterschiedlichen Konstellationen betrieben. Dazu zählen die GIP (Graphenintegrations-Plattform), betrieben durch das Österreichisches Institut für Verkehrsdateninfrastruktur (ÖVDAT), die Verkehrsauskunft Österreich GmbH und die Plattform EVIS.AT (Echtzeitverkehrsinformation Straße), organisiert als öffentlich-öffentliche Kooperation, genauso wie der Zusammenschluss der Verkehrsverbundorganisationsgesellschaften MVO (Mobilitätsverbünde Österreich) mit der Bereitstellungsplattform für ÖPNV-Daten. Diese Grundlagen können jeweils als europäische Best Practices gesehen werden und stellen gemeinsam mit vielen etablierten Interessens- und Arbeitsgemeinschaften der Stakeholder (z.B. IGV, ITS Austria, ÖVG …) eine solide Basis für die vorgeschlagenen Maßnahmen aus der vorliegenden Studie dar.
Inhaltlich sollen diese Maßnahmen verstärkte Zusammenarbeit im übergreifenden Verkehrsmanagement ermöglichen – ein Bereich, der in den bisherigen erfolgreichen Projekten nicht im Fokus stand und somit jetzt eine erstrebenswerte Weiterentwicklung für die Verkehrssteuerung in Österreich darstellt. Im Fokus steht dabei nicht mehr (nur) das Zusammenführen von a priori in Hinblick auf Syntax und Semantik harmonisierten Daten, sondern der Austausch von im Verkehr handelnden Akteuren und die wechselseitige Nutzung von Informationen, sowie abgestimmte Bearbeitung und Beauskunftung dazu.
Auf der inhaltlichen Ebene schlagen die Autor:innen fünf Handlungsfelder vor und haben dafür jeweils Status und Empfehlungen für die Zielsetzung erarbeitet:
Strategische Lenkung etablieren
Verantwortlichkeiten definieren und stärken
Konsistente Verkehrsinformation bereitstellen
Operative Kooperation verbessern
Rechtliches Fundament anpassen
Funktional betrachtet werden in den Maßnahmen und über die Handlungsfelder hinweg drei Schwerpunkte adressiert:
Strategische Abstimmung der Akteure
Stärkung der übergreifenden Verkehrsinformation
Verbesserte Zusammenarbeit der operativen Einheiten.
Diese stellen die Grundlagen dar, um integrierte Verkehrssteuerung zu ermöglichen, denn: die strategischen Abstimmungen sollen für ein konsensuales Vorgehen zur Erreichung der gemeinsamen Ziele sorgen, die übergreifende nationale Verkehrsinformation (Rundfunk, Datenplattformen, Apps) ist neben straßenseitigen Anzeigen ein wesentliches Steuerinstrument und die vertrauensvolle Zusammenarbeit der operativen Einheiten ist Voraussetzung für einen wertigen Informationsaustausch, der zu optimiertem Handeln in den jeweiligen Zuständigkeitsbereichen führt.
Als Vorgehensmodell wird eine der Studie nachgelagerte praktische Erprobung im Rahmen eines lokalen Piloten vorgeschlagen, insbesondere in Hinblick auf die operativen Aspekte. Hier wird die Definition von Use Cases und Szenarien zentral sein: Situationen, in denen der übergreifende Austausch und die gemeinsame Informationsbereitstellung Mehrwert bringt. Das wird auch „learning by doing“ und „einfaches Ausprobieren“, sowie wohlwollende Kenntnisnahme der Informationen anderer Einheiten, deren Beurteilung und Ableitung von eigenen operativen Handlungen, erfordern. Der Erfolg wird wesentlich von kommunizierten und vereinbarten Zielsetzungen und wachsendem wechselseitigen Vertrauen abhängen.
Im strategischen Bereich fokussiert die vorliegende Studie auf das Nutzen bestehender Strukturen und das Stärken eben dieser.