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e-Panini

Elektronische Plattform eines Bezugsberechtigungssystems für Güter, Produkte und Dienstleistungen

Programm / Ausschreibung KIRAS, Kooperative F&E-Projekte, KIRAS Kooperative F&E-Projekte 2021 Status laufend
Projektstart 01.03.2023 Projektende 28.02.2025
Zeitraum 2023 - 2025 Projektlaufzeit 24 Monate
Keywords Versorgung, Krise, Logistik, Verteilung, Bezugsberechtigung

Projektbeschreibung

Um in Krisenfällen die Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern als auch Dienstleistungen und der Unternehmen mit notwendigen Vorprodukten (Roh-, Halb- und Fertigfabrikate) langfristig zu gewährleisten, bedarf es bei kritischen Versorgungsengpässen und einem Versagen der üblichen Marktmechanismen eines belastbaren und fälschungssicheren Verteilungssystems. Nach über 50 Jahren soll dieses grundsätzlich noch vorhandene System der Bezugsberechtigungen in Papierform („Lebensmittelmarken“) durch ein neues digital unterstütztes System ersetzt werden. Die Voraussetzungen für eine spätere mögliche Implementierung dieses Systems zu erörtern und eine Machbarkeit zu untersuchen, sind zentraler Inhalt dieses Projektvorhabens.
Dazu ist es erforderlich, ein grundlegendes Konzept für Bezugsberechtigungen auf Basis von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und den dafür geeigneten technologischen Bausteinen zu erarbeiten. Dies zum Anlass nehmend, müssen die aktuellen Normbedarfe aus den 1950er und 1960er-Jahren neu gestaltet und angepasst werden, sie es bei Lebensmittel, Hygieneprodukten, Medizin- und Arzneibedarfe oder Dienstleistungen im Rahmen der Deckung von Grundbedürfnissen, differenziert nach Kriterien der EndverbraucherInnen. Dieses IKT-Bezugsberechtigungskonzept soll flexibel für verschiedenste Katastrophen- und Krisenszenarien (zB Blackout, Internetausfälle, vernetzte Krisen) einsetzbar sein und im Falle von Mangellagen eine möglichst faire und effiziente Verteilung von Gütern und Dienstleistungen sicherstellen. Ein derartiges Konzept erlaubt theoretisch eine bedarfsangepasste rasche Kontingentierung, Abstimmung auf die aktuellen Bedürfnisse der Bevölkerung und der Unternehmen sowie eine Steuerung und Monitoring in Echtzeit, wenn anverwandte IKT-Systeme wie Distributions- und Logistiksysteme, Lagerbewirtschaftungen und Verteilungssysteme angebunden werden können.
Neben diesen Vorteilen entstehen andererseits allerdings neue Risiken bei der Einführung eines digitalen IKT-Konzepts. Es muss Missbrauchs- und fälschungssicher gestaltet sein, Security-by-Design-Prinzipien folgen und dennoch typische Anwendungsfälle berücksichtigen (zB Tausch, Nachbarschaftshilfe). Neben einer resilienten und redundanten Ausgestaltung muss auch ein temporärer Offline-Inselbetrieb ermöglicht werden, insbesondere bei großflächigem IKT-Ausfall, und danach eine konsistente Datensynchronisation gewährleistet werden.
Aus den Erfahrungen der Pandemie in den letzten beiden Jahren wird in diesem Projektvorhaben explizit auch die Frage nach den gesellschaftlichen und sozialen Auswirkungen beim Einsatz eines IKT-Konzepts gestellt. Neben Gestaltungsfragen, wie ein solches digitales Konzept von möglichst allen Bevölkerungsteilen verwendet werden kann – also nicht nur von IT-affinen „Digital Natives“ – wird analysiert, wie das mögliche Design einen niederschwelligen Gebrauch durch breite Bevölkerungsschichten unterstützen und Verhaltensweisen von Menschen in unsicheren wirtschaftlichen Mangellagen (zB Schwarzmarktbildung, Tauschwirtschaft) möglichst berücksichtigen kann. Außerdem wird erörtert, wie das IKT-Bezugsberechtigungskonzept in die öffentliche Verwaltung, insbesondere im Kontext der für Wirtschaftslenkung verantwortlichen Bundesministerien, sowie in den föderalen Strukturen eingebettet und sicher betrieben werden kann.
Ein solches IKT-Bezugsberechtigungskonzept bildet einen wesentlichen Baustein in der Modernisierung der wirtschaftlichen Krisenvorsorge unter Berücksichtigung der digitalen Abhängigkeit des gesellschaftlichen Lebens in Österreich und der Sicherheit der Bevölkerung.

Abstract

To guarantee the sustainable supply of essential goods and services to the population and of essential primary products (raw materials, semi-finished and finished products) to companies in times of crisis, a resilient and forgery-proof distribution system is required in the event of critical supply shortages and a failure of the usual market mechanisms. After more than 50 years, this system of rationing in paper form ("food stamps"), which still exists in principle, is to be replaced by a new and digitally supported system. The central content of this project is to discuss the prerequisites for a possible subsequential implementation of this system and to investigate its feasibility.
For this purpose, it is necessary to develop a basic concept for a voucher system based on information and communication technology (ICT) and the appropriate technological components. Considering this, the current standard requirements from the 1950s and 1960s must be redesigned and adapted, be it for food, hygiene products, medical and pharmaceutical supplies, or services in the context of covering basic needs, differentiated by objective criteria of the end consumers. This ICT entitlement concept should be flexible enough to be used in a wide variety of disaster and crisis scenarios (e.g., blackouts, internet failures, networked crises) and ensure the fairest and most efficient distribution of goods and services in the event of shortages. Such a concept theoretically allows for a demand-orientated rapid allocation, coordination in line with the current needs of the population and businesses, as well as control and monitoring in real time, if related ICT systems such as distribution and logistics systems, warehouse management and distribution systems can be connected.
In addition to these advantages, however, new risks arise when introducing a digital ICT concept. It must be designed to be abuse- and forgery-proof, follow security-by-design principles and still support specific special applications (e.g., barter, neighbourhood assistance). In addition to a resilient and redundant design, temporary offline island operation must also be made possible, especially in the event of large-scale ICT failure, and consistent data synchronisation must be guaranteed afterwards.
Based on the experiences of the pandemic in the last two years, this project explicitly asks about the societal and social effects of using an ICT concept. In addition to design questions on how such a digital concept can be used by as many parts of the population as possible - i.e., not only by IT-savvy "digital natives" – it will be analysed how a possible design can support low-threshold use by people and takes into account behavioral patterns of people in uncertain economic shortages (e.g., black market formation, barter economy) as much as possible. It also discusses how the ICT entitlement concept can be embedded and safely operated in public administration, especially in the context of the federal ministries responsible for economic governance, as well as in federal structures.
This ICT reference authorisation concept forms an essential building block in the modernisation of economic crisis prevention, taking into account the digital dependency of social life in Austria and the security of the population.