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MOBIREG

Mobilität Regional Denken

Programm / Ausschreibung Mobilitätssystem, Mobilitätssystem, Regionen & Technologien Ausschreibung 2022 Status laufend
Projektstart 01.02.2023 Projektende 31.01.2024
Zeitraum 2023 - 2024 Projektlaufzeit 12 Monate
Keywords Mobilität; ländlicher Raum; Partizipation; Innovation

Projektbeschreibung

Der Mobilitätssektor in Österreich steht vor komplexen Herausforderungen: die Auswirkungen des demographischen Wandels und die damit verbundenen Veränderungen im Mobilitätsverhalten, die Ziele einer klimaneutralen Mobilität, die digitale Transformation und die damit verbundenen veränderten Arbeits- und Mobilitätsmuster, eine wachsende digitale Mobilitätskluft sowie zunehmende sozio-ökonomische Disparitäten. Diese Herausforderungen betreffen die von Abwanderung und Zersiedelung betroffenen ruralen Regionen besonders. Dies führt zu spezifischen Problemlagen in solchen dünn besiedelten Räumen, etwa zu einer lückenhaften ÖV-Infrastruktur, geringer Auslastung bestehender ÖV-Angebote und zu geringer Anpassungsfähigkeit dieser an neue Arbeits- und Mobilitätsmuster. Damit einhergehend sind ländliche Regionen mit geringer Nutzungsbereitschaft von ÖV-Angeboten und der weiteren Reduktion von bestehenden ÖV-Angeboten konfrontiert und zeigen folglich eine starke Abhängigkeit von Individualverkehr und unverminderten Treibhausgasemissionen. Das Bundesland Kärnten bietet in diesem Kontext einen optimalen Versuchsrahmen, um innovative Lösungen zur Vermeidung, Verlagerung und Verbesserung von Personenmobilität in ruralen Regionen zu erarbeiten: Rund 70 % der Bevölkerung in Kärnten leben in ruralen Regionen, die sehr unterschiedliche demografische Bedingungen aufweisen, und der Modal Split Kärntens zeigt österreichweit die geringste Nutzung öffentlicher Verkehrsangebote (6 %). Außerdem werden 12 % der Kärntner Bevölkerung bis 2050 als armutsgefährdet eingestuft, weshalb innovative Mobilitätslösungen zusätzlich in Hinblick auf ihre soziale Gerechtigkeit evaluiert werden sollten. Hinzukommen Unterschiede zwischen den Gemeinden hinsichtlich geografischer Ausdehnung, Topographie, Entfernung zu Wirtschafts- und Bildungszentren und der wirtschaftlichen Hauptausrichtung sowie der Bedeutung des Tourismus.Diese Unterschiede erschweren den Erfolg von „one-size-fits-them-all“-Lösungen, bieten auf der anderen Seite aber das optimale Setting für das Experimentieren mit bestehenden und innovativer Mobilitätslösungen in unterschiedlichen ruralen Kontexten.
Die Etablierung eines Regionalen Mobilitätslabors in Kärnten soll zur Erarbeitung von orts- und regionsspezifischen Lösungsansätzen beitragen, die insbesondere auf die Problemlagen ruraler und peripherer Gebiete eingehen. Optimierte Lösungen und Mobilitätsangebote sollen auf regionale Gebiete mit ähnlichen Gegebenheiten portierbar sein und werden entsprechend niederschwellig an Interessierte (regionale Stakeholder und Strukturen, andere Reallabore etc.) und die breite Öffentlichkeit kommuniziert. Die inhaltliche Ausrichtung soll sich auf drei Bereiche konzentrieren:
a) Energie und Innovationen zu klimafreundlicher Mobilitäts- und Standortsicherung, b) demographischer Wandel und verkehrsreduzierende, regionale Strukturen und Mobilitätsmuster und c) Innovationen für klimafreundliche, überregionale Mobilität und Verkehrssysteme im Bereich Tourismus.
Im Rahmen dieser Themenfokussierung werden die nachfolgenden Ziele verfolgt:
- Die Entwicklung selbstorganisierter Mobilitätsformen als wesentlicher Baustein zur Aufrechterhaltung und zum Ausbau von ÖV in peripheren Regionen sowie ein entsprechendes „capacity building“
- Die Optimierung und Integration bestehender, regionaler und überregionaler Mobilitätsangebote und Strukturen (insbesondere KEMs, LEADER und Tourismusregionen)
- Die Betrachtung der Digitalisierung als Treiber für die Veränderung traditioneller Mobilitätsmuster durch die sich wandelnde Arbeitswelt und als zentrale Stütze für die Entwicklung innovativer Mobilitätslösungen
- Die Analyse und Optimierung von Mobilitätsangeboten in Hinblick auf deren Inklusionsgrad und barrierefreien Zugang für vulnerable, ärmere, oder digital nicht affine Bevölkerungsgruppen
- Die zielgruppenorientierte Ausrichtung von Mobilitätsangeboten
- Die kollaborative Entwicklung von Lösungen zusammen mit Akteur*innen aus Forschung, Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft auf Basis wissenschaftlicher und Erkenntnisse zu Verkehrsverhalten und aus der Akzeptanzforschung
- Die Entwicklung von Maßnahmen zur Etablierung einer dauerhaften und nachhaltigen Mobilitätsstruktur über die Projektlaufzeit hinaus
Im Zuge der Sondierung soll ein Geschäftsmodell für ein Reallabor entwickelt werden, das vorhandene Institutionen und Lösungsansätze einbezieht und bestehende Netzwerke erweitert und verbindet. Als konkretes Resultat dieses Projektvorhabens ist somit die inhaltliche und wirtschaftliche Konzeption des Regionalen Mobilitätslabors zu erwarten, das im Anschluss an die Sondierungsstudie in Kärnten etabliert werden soll. Diese eigenständige Organisationseinheit mit Anbindung an die Universität Klagenfurt ermöglicht die Umsetzung von Forschung, Beratung, Wissenstransfer und Vernetzung zentraler Stakeholder im Rahmen einer realweltlichen Forschungsinfrastruktur. Durch den vernetzenden Charakter des Vorhabens soll ein wesentlicher Beitrag zur Optimierung und Verzahnung bestehender Mobilitätsangebote im ruralen Raum geleistet werden, der zu einer Steigerung der ÖV-Nutzung und folglich der Reduktion von Treibhausgasemissionen führen soll und dem Bestreben nach einer „flächendeckenden Mobilitätsservicegarantie“ nachkommen.

Abstract

Austria’s passenger transport sector is facing several, complex challenges: effects of demographic change and the associated development of travel behavior, goals regarding climate-neutral passenger transport, the digital transformation and associated changes in work and travel patterns, a growing gap emerging from digitalization, and increasing socio-economic disparities. These challenges particularly affect rural regions with low population density, struggling with migration and urban sprawl. They result in specific problem statements, such as unsatisfying, fragmented public transport infrastructure, low occupation rates of existing public transport services and low flexibility to react on changing work and travel patterns. Consequently, rural regions are confronted with a low acceptance of public transport services, hindering a demand-satisfying development of existing public transport services. Hence, the dependency on (motorized) individual transport, and related greenhouse gas emissions remain high. In this context, the federal province of Carinthia offers an optimal experimental setting for the development of innovative solutions to avoid, shift and improve passenger transport in rural regions: About 70% of Carinthia‘s population lives in rural regions with very different demographic conditions, and Carinthia holds the lowest share of public transport use in Austria (6%). Adding to that, 12% of Carinthia‘s population is at risk of poverty by 2050, which is why the necessity to evaluate innovative passenger transport solutions in terms of social equity is growing. In addition, Carinthian municipalities and regions differ strongly regarding their geographic extension, topography, the distance to economic and educational centers, their main economic orientation and the status of tourism. These differences prevent the success of "one-size-fits-them-all" solutions, but provide an optimal setting for experimenting with existing and innovative passenger transport services in differing rural contexts.
Establishing a regional laboratory for passenger transport (“Regionales Mobilitätslabor”) in Carinthia is expected to contribute to the exploration of location- and region-specific passenger transport services, specifically considering the problem statements of rural and peripheral areas. The resulting passenger transport solutions and public transport services will be portable to other regional areas with similar conditions outside Carinthia, and will be communicated to interested parties (regional stakeholders and structures, other mobility labs etc.), the scientific community and the general public. In the regional laboratory, the contextual focus is placed on a) energy and innovations for climate-friendly passenger transport and location security, b) demographic change and traffic-reducing, regional structures and mobility patterns, and c) innovations for climate-friendly, supra-regional transport systems and travel patterns in the field of tourism. Within this contextual focus, the following objectives are pursued:
- The development of self-organized forms of passenger transport as an essential building block for the maintenance and expansion of the public transport offer in peripheral regions, including corresponding capacity building

- The optimization and integration of existing regional and supra-regional public transport services and structures (especially KEMs, LEADER and tourism regions)

- The consideration of digitalization as a driver for the change of traditional travel patterns due to the changing work habits and for the development of innovative passenger transport solutions

- The analysis and optimization of public transport services with regard to their degree of inclusion and accessibility for vulnerable, poor, or digitally non-affiliated population groups

- The target group-oriented alignment of public transport services

- The collaborative development of passenger transport services, in unison with stakeholders in research, business, administration, politics and civil society, based on scientific and practical findings on traffic behavior and from acceptance research

- The establishment of a permanent and sustainable passenger transport structure beyond the project duration

Overall goal of this explorative project is the development of a business model for a regional laboratory that incorporates existing institutions, services and solutions, and expands and connects existing stakeholder networks and outlines its content-related and economic design. Subsequently to the exploratory study and based on the developed business model, a regional laboratory for passenger transport is to be established in Carinthia. This independent organizational unit is planned to be connected to the University of Klagenfurt, enabling the implementation of research, consulting, knowledge transfer and networking of central stakeholders within the framework of a real-world research infrastructure. Due to the networking character of the project, an essential contribution to the optimization and interlinking of existing passenger transport offers in rural areas is expected. Thus, the realization of this explorative project (and, subsequently, the regional laboratory for passenger transport) will add to the aspiration for a "comprehensive passenger transport service guarantee" and to an increase of public transport use, resulting in the reduction of greenhouse gas emissions.