JUGHENT
Empirische Forschung für die Verortung und Weiterentwicklung der Jugendgerichtshilfe
Programm / Ausschreibung | KIRAS, F&E-Dienstleistungen, KIRAS F&E-Dienstleistungen 2021 | Status | laufend |
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Projektstart | 01.01.2023 | Projektende | 28.02.2025 |
Zeitraum | 2023 - 2025 | Projektlaufzeit | 26 Monate |
Keywords | Jugendgerichtshilfe, Jugendgerichtsbarkeit, Jugendstrafrecht |
Projektbeschreibung
Ein Großteil der Heranwachsenden begeht einmal Handlungen, die gegen Strafgesetze verstoßen, ohne dass daraus kriminelle Karrieren entstehen. Repressive Sanktionen und Maßnahmen darauf wirken eher kontraproduktiv, da sie sich in der Regel ungünstig auf Lebensperspektiven auswirken. Die meisten Jugendstrafrechtssysteme sehen daher Möglichkeiten vor, auf begangene Jugenddelikte mit Mitteln minimaler Intervention, erzieherischen Sanktionen oder sozialkonstruktiv-wiedergutmachenden Maßnahmen zu antworten. Die Wahl einer angemessenen Reaktionsform setzt Wissen über Persönlichkeit und Lebenslage der jungen Menschen voraus, wie es auch supranationale Regelwerke im Sinne des Kindeswohles fordern. In vielen Staaten übernehmen Hilfseinrichtungen die Aufgabe solches Wissen zu sammeln und aufzubereiten. In Österreich können die Einrichtungen der Jugendgerichtshilfe (JGH) mit solchen Leistungen beauftragt werden, die in Wien auf eine sehr lange Tradition zurückblickt, in den Bundesländern jedoch erst 2015 eingerichtet wurden.
Die Arbeit der JGH genießt breite Anerkennung, bislang gibt es jedoch keine umfassenden empirischen Untersuchungen über deren Einbindung in Jugendstrafverfahren, über die Erfüllung von Ansprüchen und Erwartungen bzw. darüber was diese Leistungen bewirken. Das gegenständliche Forschungsvorhaben verfolgt das Anliegen diese Lücke zu füllen. Dazu gehören auch regionale Vergleiche, die unter anderem der Sonderstellung der Wiener JGH und ihren zusätzlichen Leistungen Rechnung tragen. Entsprechend der Komplexität des Forschungsgegenstandes wählt die Studie ein methodisch breit angelegtes Design, das sich verschiedener quantitativer und qualitativer Annäherungen bedient. Nach einer Bestandsaufnahme auf der Basis verfügbarer Daten wird eine Befragung von KlientInnen der JGH durchgeführt und werden fünf Standorte der JGH als Fallstudien vertiefend untersucht. Im Rahmen dieser Fallstudien werden Akten der involvierten Behörden und Einrichtungen ausgewertet, Interviews mit relevanten Akteuren geführt und ergänzende Erhebungen zu den jeweiligen regionalen, nicht zuletzt strukturellen Rahmenbedingungen durchgeführt. Schließlich werden im Zuge von Literaturrecherchen und Gesprächen mit VertreterInnen vergleichbarer Einrichtungen in EU Mitgliedsstaaten zusätzliche Orientierungsinformationen über andere Länder eingeholt.
Die mit der Summe der Erhebungen und Analysen angepeilten Ergebnisse erlauben eine fundierte Bewertung und Verortung der Leistungen der JGH. Nicht zuletzt sind sie aber auch darauf ausgerichtet substantielle Grundlagen für die Qualitätssicherung und mögliche Weiterentwicklungen einer Einrichtung anzubieten, die eine zentrale, besonders wichtige Funktion in der Jugendstrafrechtspflege wahrnimmt. Eine gute und entsprechend berücksichtigte Unterstützung der Entscheidungen der Jugendgerichte sollte Leid und die mögliche Verfestigung negativer Entwicklungen auf Seiten der betroffenen jungen Menschen verhindern können und zur allgemeinen Sicherheit beitragen.
Abstract
A large proportion of adolescents commit acts in violation of criminal laws at one time or another without developing criminal careers. Repressive sanctions and measures in response tend to have counterproductive effects, because of unfavorable impacts they most often have on life prospects. Most juvenile justice systems therefore provide options for responding to juvenile offenses through means of minimal intervention, educational sanctions, or social-constructive-reparative measures. The choice of an appropriate way of response presupposes knowledge about the personality and life situation of young people, like supranational regulatory frameworks also demand in terms of the best interests of the child. In many countries, support institutions take on the task of collecting and processing such knowledge. In Austria, such services can be entrusted to the institutions of the Juvenile Justice Assistance (JGH), which has a very long tradition in Vienna, but was only established in the provinces in 2015.
The work of the JGH enjoys broad recognition, but so far there are no comprehensive empirical studies on their involvement in juvenile criminal proceedings, on the fulfillment of claims and expectations, or on what these services achieve. This research project aims to fill this gap. This includes regional comparisons, which take into account the special position of the Vienna JGH and its additional services. In accordance with the complexity of the research object, the study chooses a methodologically broad design, which uses different quantitative and qualitative approaches. After an inventory based on available data, a survey of JGH clients is conducted and five JGH sites are examined in depth as case studies. Within the framework of these case studies, files of the authorities and institutions involved will be evaluated, interviews with relevant actors will be conducted, and supplementary surveys on the respective regional, not least structural, framework conditions will be conducted. Finally, additional orientation information about other countries is obtained in the course of literature research and discussions with representatives of comparable institutions in EU member states.
The results of these surveys and analyses will allow a well-founded evaluation and localization of the services provided by the JGH. Last but not least, they are also aimed at offering substantial bases for quality assurance and possible further developments of an institution that performs a central, particularly important function in the administration of juvenile justice. Good and appropriately considered support for the decisions of the juvenile courts should be able to prevent suffering and the possible consolidation of negative developments on the part of the young people concerned and contribute to general safety.