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Geschlechts - und diversitätssensible Technologien und Maßnahmen für die private und kooperative Krisenvorsorge

Programm / Ausschreibung Talente, FEMtech Forschungsprojekte, FEMtech Forschungsprojekte 2018 Status abgeschlossen
Projektstart 01.07.2019 Projektende 30.09.2021
Zeitraum 2019 - 2021 Projektlaufzeit 27 Monate
Keywords private kooperative Krisenvorsorge; digitale und analoge Vernetzungstechnologien; Low Tech; Blackout, Strahlenunfall

Projektbeschreibung

Einmal im Jahr wird bei der österreichweiten Sirenenprobe getestet, ob die Warnsignale für alle Menschen flächendeckend hörbar sind – während Behörden und Einsatzorganisationen gut gerüstet sind, ist die Vorbereitung privater Haushalte auf eine mehrtägige Krisensituation, in der das Haus eventuell nicht mehr verlassen werden kann und in der auch Strom und Wasserversorgung ausfallen könnten, trotz Empfehlungen der Zivilschutzorganisationen nach wie vor mangelhaft. Es braucht dringend eine stärkere Auseinandersetzung mit dem Thema Selbstschutz und Selbstvorsorge. Die derzeit erstarkenden „Prepper-Bewegungen“, die Krisenfälle als Überlebenskämpfe inszenieren und archaische Geschlechterverhältnisse sowie Waffeneinsatz in Krisenfällen propagieren, bieten keine Lösung, die dabei hilft, alle Menschen möglichst sicher durch eine Krise zu bringen – dafür nötig ist kooperatives Handeln, nicht nur innerhalb der Familie sondern auch in der Nachbarschaft und der Hausgemeinschaft. Solche Netzwerke müssen zum Beispiel Menschen miteinschließen, die Betreuung oder Pflege brauchen, deren Angehörige oder Betreuer_innen sie jedoch aufgrund der Krisensituation nicht erreichen können. Besonders betroffen sind vulnerable Gruppen wie ältere, alleinlebende Menschen, betreuungsbedürftige Personen und ihre Angehörigen, Eltern mit Kleinkindern, aber auch Menschen mit physischen oder psychischen Einschränkungen ebenso wie mit mangelnden Deutschkenntnissen. Da die Selbstvorsorge im Privathaushalt um stark vergeschlechtlichte Lebensbereiche kreist (u.a. Haushaltarbeiten, Vorratshaltung, Sorgearbeit, handwerkliches und technisches Geschick), ist das Projekt hochgradig genderrelevant.
Das Hauptziel des Projekts, die Selbstvorsorge in Privathaushalten für den Krisenfall zu stärken, umfasst drei Subziele: Die Weiterentwicklung einer gender- und diversitätssensiblen Vernetzungstechnologie und von Vernetzungsmethoden für kooperatives Handeln in allen Phasen einer Krise. Diese müssen digital und analog funktionieren und auf die Bedarfe und Ressourcen verschiedener Gruppen zugeschnitten sein muss. Bestehende Vernetzungsplattformen zur privaten Nachbarschaftshilfe sind derzeit noch nicht auf Zivilschutz- und Selbstschutzzwecke abgestimmt, daher liegt hier auch eine der Innovationen des Projekts. Ein weiteres Ziel ist es herauszufinden welche Selbstschutzmaßnahmen und (Low-Tech)-Überlebenstechniken für städtische Privathaushalte geeignet sind. Gängiges Zivilschutzwissen soll dabei um innovative Produkte und Zugänge ergänzt werden, die aktuelle Lifestyletrends wie Do-it-yourself aufgreifen. Wichtig ist es zudem über den Umgang mit neuen (stromabhängigen) Smart Home- und AAL-Technologien in Krisenfällen zu informieren. Ein drittes Projektziel ist die Sensibilisierung für Gender- und Diversitätsrelevanz im Zivil- und Selbstschutz.
In Wien werden Teilnehmer_innen aus unterschiedlichen Wohnanlagen bzw. Reihenhaussiedlungen eingeladen. Das Forschungssetting umfasst die technische Adaption der Vernetzungsplattform youtoo.help, die Erhebungen zu Bedarfen und Ressourcen in den Haushalten der Teilnehmer_innen, eine begleitete Vernetzungübungsphase und einen Marktplatz der Überlebenstechnologien. Anhand der Plattform yootoo.help werden Komponenten des Serious Gaming für die Krisenvorsorge getestet. Das erhobene Material wird qualitativ ausgewertet, um Anforderungen und Voraussetzungen an individuelle und kooperative Vernetzungs- und Überlebenstechnologien zu identifizieren und Vorschläge für z.B. Notfallpläne für Wohnhäuser zu erarbeiten und die Schnittstellen zu Bedarfsträger und für Zivilschutz zuständige Behörden einzubeziehen. Die Erkenntnisse werden mit relevanten Stakeholdern diskutiert, neben diesen Behörden sind dies u.a. Hersteller entsprechender Technologien, Organisationen wie Bauträger bzw. AAL-Entwickler_innen und soziale Vereine. Mittels einer Projekt-Website werden interessierte Personen Zugang zu den aufbereiteten Projektergebnissen erhalten.

Abstract

Once a year it is tested if all people in Austria can hear the sirens. While authorities and emergency response organisations are set, private households are not sufficiently prepared for a crisis lasting several days, perhaps without the possibility to leave the house and with a possible blackout and failure of water supply – despite of recommendations of the civil protection organisations. A stronger focus on private crisis prevention and preparedness is needed. The reinforcing of the so-called “prepper movement” stage-managing a crisis as survival fight and propagating archaic gender relations and use of weapons is no solution for keeping all people safe in a crisis. For this, cooperative action is needed, not only in the family but also in the neighbourhood. Such networks have to take care of persons in need of assistance or care and their relatives or caretakers who possibly cannot visit them in a crisis situation. Especially affected are vulnerable groups like older single persons and persons in need of care and their caretakers and relatives, parents of little children but also people with physical or psychic handicaps and people with limited knowledge of the German language. Crisis preparedness in private households is a strongly gendered area of life (household chores, stockpiling, care work, technical and crafting skills), therefore the project is of high gender relevance.
Main aim of the project is strengthening self preparedness in private households for a crisis situation, it includes three sub-goals: First, the development of a gender and diversity sensitive network-technology and of methods for cooperative action in all phases of a crisis. These technologies and methods have to function digital and analog. They have to be tailored to the needs and resources of various groups. Available platforms for private neighbourly help are not fit to be used for civil protection and preparedness, therefore this is one of the innovations of the project. Another aim is to analyse which measures and (low-tech) survival techniques are suitable for private urban households. Common civil protection knowledge shall be complemented by innovative products and approaches supporting the recent do-it-yourself-trend. It is also important to inform about the use of smart home and AAL technologies depending on electricity in cases of crisis. A third project aim is the awareness raising for gender and diversity relevance in civil protection and self preparedness.
On the example of Vienna people living in different buildings or settlements will be invited to participate in research. For the research setting the online platform youtoo.help will be technically adapted. Investigations of needs and resources will be conducted in the participants’ households, an accompanied networking phase and a “market place” of survival technologies will be offered. With the help of the adapted platform youtoo.help components of serious gaming will be analysed for self-preparedness suitability. The gained material will be qualitatively analysed to define requirements and preconditions for individual and cooperative networking and survival technologies. Recommendations for crisis plans for residential buildings and suggestions for the interface to the authorities’ civil protection will be developed. Results will also be discussed with and submitted to stakeholders like authorities, building managements or AAL developers and social associations. A website will be installed to inform interested persons.