EPISTEMIS
Epistemische Sicherheit. Zur Rolle wissenschaftlicher Expertise in chronischen Krisen
Programm / Ausschreibung | KIRAS, F&E-Dienstleistungen, KIRAS F&E-Dienstleistungen 2020 | Status | abgeschlossen |
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Projektstart | 01.10.2021 | Projektende | 31.03.2023 |
Zeitraum | 2021 - 2023 | Projektlaufzeit | 18 Monate |
Keywords | Corona, Krise, Expertise, Politikberatung |
Projektbeschreibung
Gerade in Krisensituationen, die durch neuartige Risiken hervorgerufen werden, ist wissenschaftliche Expertise die wichtigste Ressource für politische Entscheidungen. Das hat die Corona-Pandemie erneut deutlich gemacht. Sie wirft daher die Frage auf, welchen Anforderungen wissenschaftliche Expertise und Evidenz genügen muss, um in solchen Krisen als wirkungsvolle Informations- und Legitimationsressource für Politik und Verwaltung dienen zu können; angesichts notorischer Unsicherheit in Krisensituationen hängt vom Vertrauen der Bevölkerung in die Expertenschaft viel ab.
Die (bislang unerforschte) Basisfrage, ob das österreichische Modell zur Nutzung wissenschaftlicher Expertise den Anforderungen globaler Krisen entspricht, motiviert das gegenständliche Projekt. Untersucht wird, wie Corona-spezifische Expertise in Österreich organisiert, produziert und politisch genutzt wird. In einem zweiten Schritt wird der österreichische Weg der Politikberatung mit einschlägigen Erfahrungen in anderen Ländern verglichen (Deutschland, Großbritannien). In politisch-praktischer Hinsicht wird daraus deutlich, welche besondere Herausforderung chronische Krisen (wie früher der Atomstreit oder heute auch die Klimakrise) für die institutionelle Politikberatung darstellen – und welchen Reformbedarf diese besondere Situation für die gegenwärtige Praxis eventuell formuliert.
Indem es die Organisation, Arbeitsweise und politische Funktion Corona-spezifischer Beratungsgremien systematisch und international vergleichend untersucht, trägt das Projekt also dazu bei, Vorzüge und Schwachstellen des österreichischen Modells aufzudecken. Damit liefert es eine wichtige Voraussetzung dafür, die Wissensgrundlage von Entscheidungsträgern zu konsolidieren. Das Projekt, mit anderen Worten, leistet damit einen Beitrag zur epistemischen Sicherheit in globalen Krisen.
Abstract
Especially in national and global crises elicited by novel risks, scientific expertise is the most important resource for political decision-making. The Corona pandemic has once again made this clear. It therefore raises the question of what requirements scientific policy advice must meet in order to be able to serve as an effective information and legitimation resource for government and administration in such crises; in view of notorious uncertainty in crisis situations, much depends on the public’s trust in experts.
The (hitherto unexplored) basic question of whether the Austrian policy advisory model meets the requirements of global crises motivates the planned project. The project examines how Corona-specific expertise is organised, produced and used politically in Austria. In a second step, the Austrian way of providing policy advice will be compared with relevant experiences in other European countries (Germany, UK). Therefore, from a political-practical point of view, it becomes clear what challenges chronic crises (like the nuclear dispute in the past or the climate crisis today) pose for institutional policy advice – and what need for reform this special situation may formulate for current practice.
By systematically and internationally comparing the organisation, negotiation and political function of Corona-specific advisory bodies, the project thus contributes to revealing the benefits and shortcomings of the Austrian model. It thus provides an important prerequisite for consolidating the knowledge base of decision-makers. In other words, the project contributes to ensure epistemic certainty in global crises.